Sterne in unseren Augen
Hotelbewertungssysteme sind nicht so hilfreich, wie sie scheinen, meint Hotelguru-Rezensent Robin Gauldie.
Überraschenderweise gibt es kein globales Hotelbewertungssystem und nicht einmal EU-weite Standards. In einigen Ländern ist die Bewertung und Klassifizierung durch staatliche Inspektoren vorgeschrieben, in anderen entscheiden die Hotels selbst.
Bis vor kurzem mussten niederländische Hotels beispielsweise einen Tabakladen in der Lobby haben, um drei Sterne zu erhalten, und französische Hotels mussten keine Dusche und kein WC anbieten, um zwei Sterne zu bekommen - aber Bidets im Zimmer waren eine Voraussetzung.
In Griechenland mussten Hotels Punkte abziehen, wenn die Zimmer nicht mit Teppichboden ausgestattet waren. Ein Hoch auf das Hotelklassifizierungsprojekt des Europäischen Netzes der Verbraucherzentren. Die meisten Systeme vergeben Punkte für die Größe der Zimmer und der öffentlichen Bereiche, für Dienstleistungen wie 24-Stunden-Rezeption und Zimmerservice sowie für die Ausstattung der Zimmer mit Direktwahltelefon, Fernseher, Minibar und Klimaanlage. Doch vieles davon ist inzwischen überholt. Warum sollte man für die Direktwahl im Zimmer Punkte vergeben, wenn jeder ein Mobiltelefon hat und die meisten Leute nicht auf den Fernseher schauen, weil sie bereits heruntergeladen haben, was sie sehen wollen.
In einem kleinen Hotel ist ein Aufzug schön, aber nicht unbedingt notwendig. Auch eine Klimaanlage ist nicht immer ein Grund zum Feiern. Ein nationales oder internationales Bewertungssystem kann keine nebulösen Qualitäten wie Charme und Freundlichkeit festlegen oder feine Baumwollbettwäsche, einen fantastischen Blick auf den Sonnenuntergang und eine fabelhafte Lage in einem historischen Stadtzentrum belohnen.
Ganz zu schweigen von der Nähe zu einem versteckten Tal oder einem unberührten Strand. Dann gibt es noch kleine Extras wie frische Blumen, den Duft von Bienenwachspolitur oder ein einladendes Minikaraffee mit lokalen Getränken.
Deshalb lassen wir bei The Hotel Guru die Sterne nicht in unsere Augen. Wir treffen subjektive Entscheidungen und vertrauen auf unsere Sinne, wenn es darum geht, zu entscheiden, ob ein Hotel für unsere Leser das Richtige ist.